Ich hatte schon lange vor die Bahnstrecke von Divača (Slowenien) nach Pula (Kroatien) zu bereisen. Da es von Wien aus unmöglich ist diese Strecke in einer Tagesetappe zu befahren mussten wir eine Zwischenübernachtung in Divača einplanen. Der einzige direkte Zug des Tages verlässt Ljubljana um ca. 06:00 Uhr. Wir reisten daher am Vortag bereits bis Divača da der Zug dort erst um ca. 07:45 abfährt.
Die Anreise erfolgte mit dem EC von Wien nach Ljubljana. Wir freuten uns bereits im Vorfeld über eine gemütliche Fahrt im slowenischen Speisewagen. Groß war die Enttäuschung als in Wien Meidling eine Ersatzgarnitur mit einem Speisewagen der ÖBB einfuhr. Noch größer war die Enttäuschung dass die Kaffeemaschine nicht funktionierte. Aber immerhin konnten wir die Eierspeise (die es seit der Übernahme durch „DoN“ in den Speisewägen der ÖBB gibt) zum ersten mal testen. In Spielfeld-Straß mussten wir in einen anderen Zug umsteigen. Ab hier fuhr die normalerweise verkehrende Garnitur mit dem slowenischen Speisewagen. So kamen wir doch noch zu Kaffee und frischen Palatschinken. Von Ljubljana ging es mit einem Regionalzug weiter bis nach Divača.
Unsere Quartier in Divača hatten wir bereits im Vorfeld gebucht. Es waren schlichte 3-Bett Zimmer. Aber mehr braucht man ja ohnehin nicht zum Schlafen.
Nachdem wir unser Gepäck abgelegt hatten machten wir uns auf die Suche nach der Divaska Höhle. Leider war eine Besichtigung am späten Nachmittag nicht mehr möglich.
Am Weg zurück zur Unterkunft entdeckten wir den Pfad zu einer weiteren Höhle. Diese war allerdings nicht öffentlich zugänglich. Unser Abendessen nahmen wir auf der Veranda unseres Quartiers ein. Danach machten wir noch einen kurzen Spaziergang durch den Ort und schauten beim „Škratelj Hof“ vorbei.
Am nächsten Morgen stärkten wir uns bei einem schnellen Frühstück, galt es doch den Zug um 07:45 zu erreichen. Die Fahrt nach Pula ist ein einmaliges Erlebnis. Die kurvenreiche Strecke führt durch die Karstlandschaft von Istrien. Der Lokführer erlaubte uns die Strecke aus seiner Perspektive zu betrachten.
Beim Überschreiten der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien wies er uns extra auf den Stacheldraht hin.
Slowenien bildet bekanntlicherweise die Schengen-Außengrenze zu Kroatien. Am Grenzbahnhof (Buzet) durften wir einen Blick in die Fahrdienstleitung werfen. Voll Stolz wurde uns die Technik aus der Monarchie gezeigt. Nach wie vor stammen die Apparate – die zur Bedienung der Schranken und Signale verwendet werden – aus jener Zeit! Überhaupt hatten wir das Gefühl dass wir eine willkommene Abwechslung für das Bahnpersonal waren.
In Sveti Petar u Sumi erfolgte eine Zugskreuzung:
Bis Kanfanar waren wir die einzigen drei Fahrgäste im Zug. Ab Kanfanar verirrten sich noch zwei weitere Fahrgäste in den Zug.
Nachdem wir in Pula angekommen waren besichtigten wir das Amphitheater.
Danach machten wir einen Bummel durch die Fußgängerzone und kehrten zum Mittagessen ein.
Von Pula nach Opatija ging es mit dem Bus weiter, aber in der ersten Reihe lässt es sich selbst im Bus für zwei Stunden halbwegs aushalten …
In Opatija – wo wir ebenfalls unsere Zimmer bereits im Voraus gebucht hatten – lag unsere Unterkunft in unmittelbarer Nähe zum Busbahnhof. Das Hotel dürfte seine Anfangszeit in der Monarchie gehabt haben. Allerdings wurde es vermutlich im Sozialismus aus- bzw. umgebaut und um einen angeschlossenen Neubau erweitert. Wir hatten unsere Zimmer (zum Glück) im alten Teil des Hotels. Dieser bestach durch weite hohe Gänge und einem pompösen Stiegenhaus. Der Frühstückssaal und das Espresso hingegen dürften aus sozialistischen Zeiten stammen. Man konnte erahnen dass das Hotel in beiden Epochen seine Glanzzeiten hatte. Ein wenig erinnerte mich der ursprüngliche Teil des Hotels an das ehemalige Grand Hotel de l’Europe in Bad Gastein.
Nachdem wir unser Gepäck in den Zimmern verstauten ging ich entlang der Promenade von Opatija laufen.
Das Abendessen nahmen wir in Form eines Buffets in einem Hotel an der Küste ein. Danach genossen wir noch ein wenig das Urlaubsgefühl bei einem Cocktail in einer der zahlreichen Strandbars.
Am Sonntag stand, nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse des Hotels, die Heimreise am Programm.
Zunächst fuhren wir mit dem Bus nach Rijeka. Groß war die Enttäuschung als wir am Bahnhof von Rijeka erfuhren dass unser Zug im Schienenersatzverkehr geführt werden würde. Aber da wir in Ljubljana unseren Anschluss Richtung Villach / Wien hatten, waren wir auf diesen Bus angewiesen. An der Grenze von Kroatien nach Slowenien kamen wir in einen Stau. Nach längerem Zögern entschloss sich der Busfahrer den Stau über den Pannenstreifen zu überholen. Am slowenischen Grenzposten hieß es für alle Fahrgäste aussteigen und beim Zöllner die Pässe einzeln vorzuweisen. Danach durften wir wieder alle in den Bus einsteigen. Mittlerweile hatte der Bus schon einiges an Verspätung zusammengetrödelt. Wir begannen zu überlegen was wir machen würden wenn wir unseren Anschluss nach Villach nicht erreichen würden. Immerhin hatten wir noch den etwas später abfahrenden direkten Zug nach Wien als Alternative. Da die Verspätung immer mehr wurde hatten wir auch schon unsere Zweifel daran diesen Zug zu erreichen. Wir befürchteten schon dass uns eine Fahrt in der Nacht nach Wien (via Villach / Salzburg) bevorstand. Noch dazu hielt der Bus in Ortschaften in denen unser Zug gar nicht hätte halten sollen. Ljubljana schien für uns in unendlich weite Entfernung zu rücken. Nachdem immer mehr Stimmen im Bus laut wurden (immerhin gab es auch Reisende die nach München mussten) sah sich der Schaffner gezwungen etwas zu unternehmen. Unser Zug (nach Wien) konnte zurückgehalten werden. Die Reisenden Richtung Villach / Salzburg / München wurden im selben Bus zu ihren Zielen gebracht!
In Ljubljana angekommen liefen wir – und einige andere Fahrgäste – zum Zug Richtung Wien. Freundlicherweise wurde dessen Abfahrtzeit um ca. eine viertel Stunde nach hinten verlegt. Somit konnten alle Anschlussreisende ihren Zug erreichen. Wir suchten sofort im Speisewagen einen Platz auf und entschädigten uns für die lange Busfahrt bei Schnitzel, Pommes und köstlichen Palatschinken.
Nach dieser Mahlzeit waren wir wieder mit der Eisenbahn versöhnt und genossen in einem deklassierten 1. Klasse-Abteilwagen die Heimfahrt nach Wien.