Sonntag, 05:30, gleich drei Wecker läuteten um mich unsanft aus dem Schlaf zu reißen. Aber in dem Fall stand ich gerne auf, stand doch der „Lindkogel Trail“ in Bad Vöslau am Programm. Um 06:30 verließ ich das Haus. Mein Kalender am Handy meinte dass ich – wenn ich ein Auto hätte – um 07:30 von zu Hause losfahren müsste. Kurz verfluchte ich diese unnötige Info …
Als ich in Wien Meidling auf die Schnellbahn wartete blies mir kühler Wind um die Ohren. Ich war dennoch frohen Mutes dass es bis zum Start um 09:00 Uhr schon ein wenig wärmer sein würde. Immerhin war das Motto für den Lauf „kurz / kurz“ (auf die Kleidung bezogen). In der Schnellbahn von Wien Meidling nach Bad Vöslau traf ich Andi. Als er erzählte dass er um 04:00 Uhr aufgestanden war kam ich mir plötzlich richtig ausgeschlafen vor.
Die Basis (Startnummernausgabe, Garderobe, …) für den „Lindkogel Trail“ befand sich im Kursalon. Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten stellten wir uns hinaus in die mittlerweile wärmende Sonne. Das eine oder andere bekannte Gesicht tummelte sich ebenfalls im Start/Ziel Bereich. Offenbar ist es so dass man – wenn man in der Szene (mehr oder weniger) aktiv ist – immer wieder die selben Läuferinnen sieht.
Um 09:00 Uhr fiel der Startschuss. Während Andi weiter vorne startete, reihte ich mich ganz am Ende ein. Obwohl ich Anfangs noch ein paar Läuferinnen überholen konnte war es aufgrund der vielen Läuferinnen kaum möglich mein eigenes Tempo zu finden. Erst nach ca. 5 bis 6 Kilometer löste sich der Pulk an Läuferinnen und ich fand langsam meinen Rhythmus.
Da etwa die Hälfte der zu laufenden Höhenmeter bereits im 1. Drittel der Strecke absolviert wurden, merkte ich dass ich mir meine Kräfte wohlüberlegt einteilen musste. Gott sei Dank gab es im Helenental eine Verpflegungsstation mit Wassermelonen und anderen Snacks. Ich fühlte mich dort kurz wie im Paradies und überlegte (aber nicht ernsthaft) den restlichen Tag einfach dort zu verbringen. Gestärkt und guter Dinge ging ich daher das 2. Drittel der Strecke an. Meine Euphorie währte allerdings nicht lange, galt es doch nach ca. 1 Kilometer im Helenental die Bergwertung zum Hohen Lindkogel in Angriff zu nehmen. Ich nahm daher meine Trail Running Stöcke zur Hand und versuchte für die Steigung wieder einen geeigneten Rhythmus zu finden. Da ich schon zweimal den Hohen Lindkogel bestiegen hatte versuchte ich krampfhaft irgendwelche Stellen wiederzuerkennen. Aber leider lag bereits zu viel Zeit zwischen den letzten Besteigungen und heute. Ich musste mich daher auf die Angaben meiner Laufuhr verlassen. Immerhin wusste ich dass der Hohe Lindkogel bei Kilometer 17 erreicht sein würde.
Als ich den „Gipfel“ überschritten hatte packte ich meine Stöcke wieder ein und nahm das Ziel „Pace-Korrektur“ in Angriff. Mein Ziel war es nach wie vor den Lauf in 4 Stunden zu finishen. Ich konnte bergab meine Pace stellenweise sogar auf unter 5 Minuten / Kilometer reduzieren. Mittlerweile waren auch keine Läuferinnen mehr vor oder hinter mir zu sehen und nach und nach kam das ungute Gefühl in mir auf dass ich mich verlaufen hatte. Bestätigt wurde das als mir 2 Läuferinnen bergauf entgegenkamen. Nach kurzer Beratung stellten wir fest dass wir scheinbar eine Abzweigung verpasst hatten und nicht mehr auf der markierten Strecke unterwegs waren. Wir beschlossen daher gemeinsam einen Weg talauswärts zu suchen. Schließlich wollten wir trotz der Umstände den Lauf finishen. Da wir scheinbar nicht die Einzigen waren die sich verlaufen hatten wuchs unsere Truppe mittlerweile auf ca. 5-6 Läuferinnen an. Nach ca. 2 bis 3 Kilometern kamen wir wieder auf die richtige Strecke und die lang ersehnte letzte Labestelle. Verwundert wurden wir von den anderen Läuferinnen gefragt wo wir herkamen? Nach dem ich mich gestärkt hatte machte ich mich auf um die letzten 5 Kilometer bis ins Ziel in Angriff zu nehmen. Diese führten zum Teil auf Asphalt und mit lästigem Gegenwind in die Weinberge von Bad Vöslau. Ich hatte noch die mahnenden Worte im Ohr dass in den Weinbergen beim letztjährigem Lauf so mancher Läufer verzweifelt war. Und genau mit diesem Mut der Verzweifelten kämpfte ich mich Meter um Meter Richtung Ziel. Schließlich hatte ich dieses nach 4:09:24 erreicht. 30,23 und ca. 1200 Höhenmeter hatte ich letztendlich auf meiner Laufuhr stehen. Das waren ca. 2 km und 100 Höhenmeter weniger als der eigentliche Lauf haben sollte. Kommentarlos nahm ich meine Medaille im Ziel entgegen. Ich wusste nicht so recht ob ich mich – aufgrund der Tatsache nicht den ganzen Lauf (wenn auch unabsichtlich) gelaufen zu sein – über die Medaille freuen sollte oder nicht. Als ich aber am Abend las dass es einigen Läuferinnen so ergangen war, war ich doch wieder etwas versöhnt. Und um auf Nummer sicher zu gehen kann ich mich ja 2019 wieder zum „Lindkogel Trail“ anmelden. Immerhin kenne ich ja nun die richtige Abzweigung! 🙂
Weitere Fotos findet man auf der Homepage der Veranstaltung www.linkogeltrail.at!