14.10.2018 – Marathon (Graz)

Wurde ich früher gefragt ob ich einmal einen Marathon laufen würde, antwortete ich grundsätzlich mit nein. Ich dachte immer dass diese Distanz unmöglich für mich zu schaffen sei. Mein Vorhaben für 2018 waren einige 30 Kilometer-Trailläufe. Mehr wollte ich heuer noch nicht wagen.
Doch es kam anders als geplant, und ich meldete mich in einem Anflug von Übermotivation zu meinem ersten Marathon in Graz an. Zur gleichen Zeit buchte ich auch unsere Unterkunft. Wir hatten uns ein Zimmer im A & O Hostel beim Hauptbahnhof genommen.
Am Samstag war Anreisetag. Nach einem ausgiebigen Mittagessen bei den „3 goldenen Kugeln“ bummelten wir in die Stadt, um meine Startunterlagen zu besorgen. Es lag bereits „Marathon-Stimmung“ in der Luft. Den restlichen Tag vertrödelten wir mit Bummeln und einem Besuch am Spielplatz.
Am Sonntag hatte ich mir den Wecker für 6:55 Uhr gestellt. Frühstück gab es erst ab 07:00 Uhr. Im Frühstücksraum fanden sich bereits einige LäuferInnen ein. Erstmals kam in mir eine gewisse Art von Nervosität auf. Es war eine Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit, worauf ich mich eigentlich hier eingelassen hatte.
Pünktlich um 10:00 Uhr fiel der Startschuss neben der Grazer Oper. Rund 600 MarathonläuferInnen machten sich auf den Weg um die 42,195 km in Angriff zu nehmen. Da kurze Zeit später auch der Halb- und der Viertelmarathon starteten, war eine unglaubliche Anzahl an LäuferInnen auf der Strecke unterwegs. Dementsprechend war auch der Support durch das am Rand stehende Publikum. Die erste Runde (man muss 2 x 21,1 km laufen) lief ich fast wie im Trance. Noch dazu befand ich mich in einem Rausch der Emotionen. Ich dachte ich wäre nie mehr zu stoppen und dass es ewig so weitergehen würde … doch, Hochmut kommt vor dem Fall!
Nachdem die erste Runde absolviert war, war es mit meinem Höhenflug schlagartig vorbei. Ich hatte zwar damit gerechnet dass mir langsam die Kraft ausgehen würde, aber nicht dass es so schlagartig sein würde. Bis zum Kilometer 25 lief ich noch weiter, danach begann eine Mischung aus Laufen und Gehen. Da ich mir auf die ersten 25 Kilometer jedoch eine gute Pace erlaufen hatte, war ich guter Dinge diese auch noch halbwegs brauchbar ins Ziel zu bringen. Nach 30 Kilometer überholte mich der Mann der die 4-Stunden-Pace anführte. Obwohl ich ihn bis zum Kilometer 30 auf Distanz halten konnte war es zu diesem Zeitpunkt für mich klar dass sein Tempo für mich einfach nicht mehr zu laufen sei. Zu sehr machte sich nun die überhöhte Geschwindigkeit der ersten Runde bemerkbar. Für mich galt ab dem Zeitpunkt nur noch „Schadensbegrenzung“. Nachdem mich auch noch der 4:15-Pacemaker überholt hatte war mir endgültig klar dass ich mir die Messlatte vielleicht doch ein wenig zu hoch gelegt hatte. Zu meiner großen Überraschung tauchten bei Kilometer 40 plötzlich Gabi und Sarah auf. Sie liefen sogar ein paar Meter neben mir her um mir zu sagen dass sie beim Ziel auf mich warten werden. Sie mussten ja nur die Herrengasse entlang gehen, während ich noch eine Schleife vor mir hatte. Irgendwie mussten ja die fehlenden 2,195 Kilometer noch absolviert werden. Als ich nach 04:22 über die Ziellinie lief, war ich leer. Es war mir vollkommen egal dass ich im Ziel war. All die wunderbaren Emotionen der ersten Runde waren wie gelöscht. Dabei hatte ich die Tage zuvor zahlreiche Bilder im Kopf wie ich wohl diesen Moment erleben würde. Es war nicht die Enttäuschung darüber dass ich nicht schneller war. Es war die Fassungslosigkeit darüber wie sehr man sich mit einem zu schnellen Tempo einen langen Lauf zur Qual machen kann …
Letztendlich war ich dann aber doch froh dass ich meinen ersten Marathon in 04:22 gelaufen bin. Schneller kann ich ja immer noch werden …
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Veröffentlicht von Ständig in Bewegung

Reisen ist meine Leidenschaft. Für mich zählt auch schon eine Wanderung in den Wienerwald als Reise. Dieser Blog wird von solchen Ausflügen ebenso berichten wie von Reisen im klassischen Sinn. Seid gespannt!

Ein Kommentar zu “14.10.2018 – Marathon (Graz)

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